Ein Abend in der DLRA

Veröffentlicht am 14. November 2023 um 23:33

Die Chronik eines fast normalen Abends in der DLRA

Montag, der 13.  November 2023. Es war ein regnerischer und vor allem stürmischer Abend. Am Tag zuvor fiel im Aargau der erste Schnee des bevorstehenden Winters – das daraus folgende Verkehrschaos inklusive. Alles in allem also das perfekte Wetter um drinnen Darts zu spielen.

In der DLRA stehen im Rahmen des fünften Spieltages sechs der zehn Mannschaften im Einsatz: In Brugg empfangen die D’artists die Hot Steelis 2, in Rupperswil ist der DC Sonnenberg zu Gast bei den Hot Steelis 1 und die Brugger Steelis reisen über die Kantonsgrenze nach Schönenwerd zu den Bull Fighter. Die vierte Partie des Abends, der DC Menziken gegen die Oldtown Darters, wurde aufgrund zu vieler Krankheitsfälle verschoben. Die letzte Partie der fünften Runde, das Gränicher Derby zwischen den KFW Darter II und KFW Darter I, folgt am Mittwoch. So fanden also nur drei der üblichen fünf Spielen statt – deswegen ein fast normaler Abend in der DLRA.

19:00 Uhr, Brugg: Türöffnung

Rund eine Stunde vor Spielbeginn wird das Lokal geöffnet. Das Dampfschiff in Brugg ist das grösste reine Steel-Darts-Lokal im Kanton Aargau und Heimstätte des Dartclub Brugg. Hier tragen drei Teams der DLRA ihre Heimspiele aus. Zudem stellt der DC Brugg auch drei Mannschaften in der SDA (Nationalliga). Zehn Steel-Dartboards stehen hier zur Verfügung – alle ausgestattet mit Beleuchtung und Tablets. Heute wird davon nur rund die Hälfte genutzt, denn zwei der drei Teams spielen auswärts.

Ein Teil der Boardanlage im Brugger Dampfschiff. Für die Erfassung der Punkte stehen White-Board, Tablet und Computer zur Verfügung.

D'artists-Captain André Weber beim Einspielen im neuen Teil des Vereins-Lokals.

19:20 Uhr, Brugg: Begrüssung

Die Spieler der Gast-Mannschaft aus Rupperswil trudeln nach und nach ein, man begrüsst sich. Es ist das erste Aufeinandertreffen dieser Mannschaften überhaupt: Die Hot Steelis 2 nehmen zum ersten Mal an der DLRA-Meisterschaft teil. Beim Heimteam, den D’artists, sieht das anders aus. Die D’artists sind eine der Gründungsmannschaften der DLRA und entsprechend seit 1982 dabei, wenn auch aus logischen Gründen nicht mehr in der Originalbesetzung. Immerhin ganze 23 von möglichen 41 Jahren mit dabei ist Rolf Grütter. Er kennt die DLRA gut und wurde mit den D’artists schon mehrmals Aargauer Meister. Auch seine Söhne sind mittlerweile im Kader der D’artists. Hin und wieder helfen sie aus, wenn zu wenig Spieler verfügbar sind.

Die Gäste aus Rupperswil treffen im Brugger Dampfschiff ein. Für sie ist es die erste Saison in der DLRA.

Rolf Grütter beim Einspielen. Seit 23 Jahren steht er in der DLRA im Einsatz - ohne Ausnahme für die D'artists.

Die charakteristischen Poloshirts der D'artists mit dem Logo, das die Aargauer Dartswelt schon lange prägt.

19:45 Uhr, Brugg: Warm-Up

Sämtliche Spieler spielen sich ein, das Equipment wird vorbereitet und das Matchblatt kursiert. Das Matchblatt auf dem die beiden Captains ihre Aufstellung eintragen ist wohl das letzte Relikt aus dem analogen Zeitalter. Die White-Boards auf denen der Schreiber Punktezahl und Restscore notiert sind Tablets gewichen. Das Meldeblatt, mit dem Resultat und Statistik einer Partie an den Verband übermittelt wurden, ist ebenfalls hinfällig: Jede Partie, jeder Score wird in Echtzeit per Software übertragen. Aber auch das Matchblatt wird früher oder später Geschichte sein, denn man ist bereits im Austausch mit 2K Dart Software, dem Entwickler, um die notwendigen Features zu integrieren. An den Boards ist die Atmosphäre locker und freundschaftlich – in der DLRA steht der Spass am Darts-Sport im Vordergrund.

Das Equipment liegt bereit. Dem Start der Partie steht somit nichts mehr im Weg!

Warm-up der Gäste. Sie kennen das Dampf-schiff bereits vom Spiel gegen den DC Sonnenberg.

Die Hot Steelis 2 sind mit sechs Spielern angereist. Erforderlich wäre mindestens vier.

Es geht weiter nach Rupperswil, wo in Kürze die erste Partie startet…

 

20:00 Uhr, Rupperswil: Game on!

Im Schindeli, dem Darts-Lokal in Rupperswil, startet soeben die Partie zwischen den Hot Steelis und dem DC Sonnenberg. Das Lokal ist zusammen mit dem Brugger Dampfschiff das grösste im Kanton. Allerdings mit dem Unterschied, dass hier auch E-Darts gespielt wird. Es herrscht auch etwas mehr Betrieb als in Brugg. An den E-Darts-Automaten spielt ein kleines Grüppchen und an der Bar stehen ein paar Leute mit Blick auf die Leinwand. Es läuft der Grand Slam of Darts. Das Spiel der DLRA gerät fast ein wenig in den Hintergrund. Ein möglicher Grund ist die Ausgangslage: Das Heimteam ist ungeschlagen Erster, während die Gäste bisher noch keinen einzigen Punkt geholt haben. Entsprechend verspricht die Partie wenig Spannung.

Reto Senn im Spiel gegen Nicola Mürner. Am Tablet schreibt Fabio Piscitelli.

Auch im Schindeli steht eine grosszügige und moderne Boardanlage zur Verfügung.

Für Nicola Mürner vom DC Sonnenberg ist es die erste Saison in der DLRA.

20:10 Uhr, Rupperswil: Check!

Die erste Partie ist bereits durch. 2:0 gewinnt Roger Wildi vom DC Sonnenberg und bringt sein Team damit 1:0 in Führung. Bahnt sich etwa eine Überraschung an? Es wird sich zeigen… Apropos zeigen: Im Schindeli wird nicht nur der Grand Salm of Darts gezeigt, sondern auch der Livescore der anderen DLRA-Partien. Man interessiert sich hier logischerweise für das Abschneiden der zweiten Mannschaft in Brugg, aber auch Ereignisse und Ergebnisse der anderen Spiele werden immer wieder kommentiert. Und man ist zufrieden, denn auch die Hot Steelis 2 sind soeben 1:0 in Führung gegangen.

Auf der Leinwand über der Bar läuft der Grand Slam of Darts...

...auf dem Monitor der Livescore aller DLRA-Partien.

20:20 Uhr, Rupperswil: Ein Highlight

Im Spiel der Hot Steelis 1 gegen Sonnenberg hat das Heimteam mittlerweile ausgeglichen und es steht die dritte Einzelpartie an: Tobias Anliker gegen Bruno Gfeller – Ein Duell zweier ehemaliger Nationalspieler und WM-Teilnehmer! Und das in der DLRA. Tobias feierte seinen wohl grössten Erfolg 2017 an der WDF-Team-WM in Kobe, Japan. Damals erreichte er zusammen mit Stefan Bellmont, Thomas Junghans und Patrick Rey das Halbfinale und gewann am Ende immerhin die Bronze-Medaille. Bei Bruno liegen die internationalen Einsätze schon etwas weiter zurück: Von 1993 bis 2008 stand er 15 Jahre im Nationalkader. Dabei fielen mehrere Teilnahmen am World Masters im Lakeside Country Club an, aber auch am EDC Spring Cup war er mehrfach vertreten. Grösster nationaler Erfolg dürfte der Sieg am Swiss Open 2002 in der Kategorie Blind Draw Pairs gewesen sein. Mittlerweile lässt es Bruno etwas ruhiger angehen: In der nationalen Liga spielt er neu bei Brugg 3 anstatt Brugg 1. Und auch in der DLRA will er nicht mehr sehr lange aktiv sein sagt er, der den DC Sonnenberg 1996 mitgegründet hat: «Irgendwann hat man es gesehen, dann sollen die Jungen weitermachen».

Am heutigen Abend setzt sich Tobias gegen Bruno mit 2:1 durch und bringt sein Team damit in Führung.

Tobias Anliker (am Oche) gegen Bruno Gfeller (wartend). Ein Duell zweier Spieler, die im Dartssport schon einiges erreicht haben.

Diese Partie wird von den Team-Kollegen natürlich gebannt verfolgt.

Check auf der Doppel-Acht. Tobias gleicht zum 1:1 aus.

Auf geht’s in den Kanton Solothurn, wo die Bull Fighter gegen die Brugger Steelis 1:3 in Rückstand liegen…

 

21:00 Uhr, Schönenwerd: Los geht’s mit den Doppel-Partien

Für die Bull Fighters ist es die erste Saison in der DLRA. Die Solothurner waren bisher ein reiner E-Darts-Verein. Auf die aktuelle Saison hin bekundeten dann genügend Spieler Interesse, sich auch mal im Steel-Darts zu versuchen und es konnte ein Team zusammengestellt werden. Eine Hürde stand aber noch bevor: An der Delegierten-Versammlung der DLRA muss die Aufnahme von Teams von ausserhalb des Kantons Aargau einstimmig angenommen werden. Reine Formsache. Nach der schwierigen Corona-Zeit und dem Rückzug vieler Teams freuen sich alle bestehenden Vereine darüber, dass die Liga wieder wächst und mit neuen Vereinen auch wieder mehr Abwechslung herrscht.

Hier finden zum ersten Mal DLRA-Spiele statt: Die Bull Fighter kamen auf diese Saison neu dazu.

Der Versuch über Bull ein Finish zu stellen: Manchmal der einzige vernünftige Weg!

Die erste Doppel-Partie des Spiels ist in vollem Gange. Am Oche: David Turcato von den Brugger Steelis.

21:30 Uhr, Schönenwerd: Wieder kursiert ein Matchblatt

Die beiden Doppel-Partien sind mittlerweile gespielt: Beide Mannschaften gewinnen je ein Spiel. Der aktuelle Zwischenstand lautet 4:2 zugunsten der Gäste aus Brugg. Damit fehlt ihnen noch ein Sieg zum Gewinn von mindestens einem Punkt. Wie stellen die Captains für die letzten vier Einzelspiele auf? Alle Blicke sind wieder auf das Matchblatt gerichtet, auf dem nun die letzten vier Spiel-Paarungen sichtbar werden. Die Brugger zeigen, dass sie den Sieg unbedingt wollen und schicken gleich ihren stärksten Spieler ins Rennen: André Frieden ist seit zwei Saisons Captain der Brugger Steelis. Er stiess noch vor Corona zum Team – damals unter dem Namen D’artists 2 – und ist aktuell amtierender Aargauer Meister im Einzel. Kann er den Erwartungen gerecht werden und den Sieg nach Hause bringen?

Übrigens: Auch in Schönenwerd hängt ein Monitor mit den Livescores der anderen Partien. Und auch hier wird regelmässig nachgeschaut, was der aktuelle Stand ist. In Rupperswil ist die Sache bereits gelaufen, denn die Hot Steelis 1 führen nach den Doppeln bereits mit 5:1. Ebenfalls bereits klar ist der Ausgang in Brugg: Nach einem 1:3 in den Einzeln verlieren die D’artists beide Doppel. Sie liegen somit auch mit 1:5 zurück.

Das zweite Doppel läuft: Stephan Frattini beim Wurf.

Auch in Schönenwerd wird immer wieder ein Blick auf die Zwischenstände der anderen Spiele geworfen.

Ein Relikt aus früheren Zeiten: Das Matchblatt in Papierform.

21:40 Uhr, Schönenwerd: Der Sieg ist im Trockenen

André lässt nichts anbrennen und gewinnt seine Partie mit 2:0. Damit haben die Brugger einen Punkt auf sicher und bleiben auf dem zweiten Tabellenplatz. Stephan Frattini, Captain der Bull Fighter erzählt derweil über seine Beweggründe zur Teilnahme an der DLRA. Für die E-Darts-Spieler sei es «eine komplett neue Herausforderung». Die Teams der Bull Fighter spielen in der C- und B-Liga, kennen als die Modi «Single-out» oder «Master-out». Entsprechend hatten viele im Team grossen Respekt vor dem anspruchsvolleren Modus «Double-out». Die Finish-Wege sind anders und werden nicht angezeigt. Für Stephan war aber klar: «Nehmt die Herausforderung an und seht es als Training!» Er macht das genauso, denn als Spieler der National-Mannschaft im E-Darts und Nummer 1 in der Qualifikation muss er regelmässig «Double-out» spielen, auch wenn er in der Liga ebenfalls nur mit «Master-out» konfrontiert wird.

Die beiden Captains auf einem Foto: Stephan Frattini am Tablet und André Frieden beim Wurf.

Check-Versuch über die Doppel-15. Sitzt der zweite Pfeil?

Die zweite Doppel-Partie: Claudio Donno am Oche und dahinter Stephan Frattini.

Es geht zurück nach Rupperswil ins Schindeli…

 

22:00 Uhr, Rupperswil: Alle Entscheidungen sind gefallen

In Brugg liegen die D’artists mittlerweile 1:7 in Rückstand. In Schönenwerd konnten die Brugger Steelis die Führung ebenfalls ausbauen: Sie führen 6:2. Und in Rupperswil führen die Hot Steelis 1 mit 6:2. Es sind also alle Partien entschieden. Dennoch wird es nochmals kurz laut: Die Anwesenden konnten soeben live einen 9-Darter mitverfolgen. Allerdings nicht vor Ort – leider – sondern auf der Leinwand! Ryan Searle checkt am Grand Slam of Darts nach 6 perfekten Darts 141 Punkte aus. Für das beste in der bisherigen Saison gespielte Leg der DLRA wurden 15 Darts benötigt. Das war auch das Maximum der vergangenen Saison und wurde von insgesamt drei Spielern erreicht: Von Mike Nydegger vom DC Menziken, von Fabian Frei der Oldtown Darters und sogar zweimal von Martin Gugger der Hot Steelis 1. Dafür gab es Ende der Saison eine Auszeichnung. Es werden übrigens auch die meisten 180er und das höchste Finish ausgezeichnet.

Die letzten Partien laufen, die Spiele sind aber alle bereits entschieden...

So schön können 82 Punkte aussehen...

Hier werden meist mehr als 82 Punkte erzielt. Der Grand Slam of Darts läuft weiterhin...

22:20 Uhr, Rupperswil: Spielende

Die Hot Steelis gewinnen die letzten beiden Einzel beide mit 2:0. Im Gesamtscore stellen sie damit auf 8:2. Der DC Sonnenberg bleibt damit auch im fünften Spiel ohne Sieg und somit Tabellenletzter.

Auf den Bildschirmen wird mitverfolgt, dass auch das Match in Schönenwerd beendet ist. Beide Teams gewannen nochmals je ein Einzel: 7:3 endet die Partie damit. Nur in Brugg wird noch gespielt: Es läuft die letzte Einzel-Partie.

Zum letzten Mal "Game on": Marcel Gugger und Nicola Mürner spielen die letzte Partie des heutigen Abends im Schindeli.

Die Hot Steelis 1 gewinnen dank Marcel Gugger auch diese Partie. Das Spiel endet 8:2 zugunsten des Leaders.

Also noch einmal ab ins Dampfschiff…

 

22:45 Uhr, Brugg: Licht aus, Türe zu!

Auch das letzte Einzel ging verloren. 1:9 verlieren die D’artists gegen die Hot Steelis 2. Es ist bereits die dritte hohe Klatsche in dieser Saison. In der Saison 2014/2015 wurden die D’artists letztmals Meister – seither geht es eher abwärts. Woran es liegt? Schwierig zu sagen... André Weber, der Captain der D’artists sieht, dass es häufig knapp ist: «Wir verlieren wieder dumm, weil wir einfach nicht zu machen». In zwei Wochen haben die traditionsreichen D’artists dann die nächste Möglichkeit wieder auf die Erfolgsspur zurückzukehren: Sie treten gegen den DC Sonnenberg an. Wieder im Dampfschiff, diesmal aber als Gäste. Gleichzeitig werden auch die folgenden vier Partien stattfinden: Die Brugger Steelis gegen den DC Menziken, die Hot Steelis 1 empfangen die KFW Darter II während die KFW Darter I die Hot Steelis 2 empfangen und in der Brugg Altstadt sind die Bull Fighter zu Gast bei den Oldtown Darters. Alles in allem ein ganz normaler Abend in der DLRA.

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Kommentare

Nenad
Vor einem Jahr

Hammer Bericht 😊